Historie
Historie der Stiftung
Name: William G. Kerckhoff-Stiftung, Institut für Wissenschaftliche Forschung und Fortbildung zu Bad Nauheim
Initiatorin: Die Witwe William G. Kerckhoffs, Frau Louise Kerckhoff, bot im Sommer 1929 offiziell eine Stiftung zum Zwecke der Errichtung eines Herzforschungs-Instituts und eines Fonds für wissenschaftliche Forschung und Fortbildung in Form von Stipendien an
Idee: William George Kerckhoff und seine Ehefrau Louise hatten die Idee zu einer solchen Stiftung bereits anlässlich ihres letzten Kuraufenthalts im September/Oktober 1928 mit Prof. Dr. F. M. Groedel besprochen
Ausdrückliche Auflagen der Stifter: Bad Nauheim als Standort des Instituts; Prof. Dr. Franz M. Groedel als Freund der Stifter muss leitender Direktor des neuen Instituts auf Lebenszeit werden
Stiftungsvermögen: 1,7 Millionen US $; William G. Kerckhoff hatte zunächst 500.000 US $ vorgesehen; seine Witwe erhöhte das Stiftungskapital entsprechend
Involvierte Behörden oder ähnliche Stellen: Staatsbad Bad Nauheim, Stadt Bad Nauheim, Universitäten Gießen und Frankfurt a. M., Technische Hochschule Darmstadt, Landtag des Volksstaates Hessen, Regierung des Volksstaates Hessen
Chronologie der Stiftungsgründung:
16. September 1929 Beurkundung vor dem Amtsgericht in Bad Nauheim
Anwesend:
- Amtsgerichtsrat Dr. Willenbücher
- Oberjustizsektretär Büttner
- Louise Kerckhoff
- Bade- und Kurdirektor von Boehmer als Vertreter des Hessischen Finanzministers
- Bürgermeister Dr. jur. Karl Ahl, Stadt Bad Nauheim
17. September 1929 Louise Kerckhoff wird durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Ehrenbürgerin Bad Nauheims
23. Oktober 1929 Genehmigung als rechtsfähige Stiftung durch das Gesamtministerium des Volksstaates Hessen
28. März 1930 Auf Antrag des Hessischen Finanzministers Ferdinand Kirnberger beschließt der Landtag des Volksstaates Hessen die Drucksache Nr. 672. Darin wird die unentgeltliche Beheizung, Lieferung von elektrischem Strom und Zuleitung der Badewasser in das zu errichtende Institut beschlossen.
Berichterstatter im Landtag: SPD-Abgeordneter Anton Lux (*19.03.1878 +31.08.1953) aus Florstadt (Wetterau), Abgeordneter des Landtages des Volksstaates Hessen v. 1919 – 1933, Abgeordneter des Landtages des Landes Hessen v. 1946 – 1953
Quellenangabe
Sämtliche Ausführungen wurden aus dem Buch
Das William G. Kerckhoff-Institut Bad Nauheim
Seine Stifter und seine Baugeschichte
von Britta Spranger – ISBN 3-88443-178-1 entnommen
Zusammengestellt von Volker Remmele (Januar 2021)
Biografie W. G. Kerckhoff
30. März 1856: geboren in Terre Haute, Indiana, USA
Eltern:
Vater: Georg Wilhelm B. Kerckhoff (*1823 †1896), 1851 aus Lingen an der Ems in die USA ausgewandert
Mutter: Philippine Kerckhoff geb. Neuhart (*1831 †1870), um 1850 aus Rumbach (Pfalz) in die USA ausgewandert
Heirat: 1855 in Terre Haute, Indiana, USA
Geschwister:
2 Schwestern und 2 Brüder. Eine Stiefschwester *1871 (?) aus 2. Ehe (1870) des Vaters mit Elise Kerckhoff geb. Rieke aus Papenburg (*1845 †1926)
1857: Reise der Familie Kerckhoff nach Lingen an der Ems
Vorstellung des Stammhalters der Familie
1866-1870: Familie Kerckhoff geht mit ihren bis dahin 4 Kindern zurück nach Lingen, um ihrem ältesten Sohn William George (10 Jahre) den Besuch des Gymnasiums in Lingen zu ermöglichen.
In diesen Jahren in Lingen wird ein weiterer Bruder geboren (1867), die Mutter stirbt mit 39 Jahren (1870) und der Vater heiratet ein zweites Mal (1870). Aus dieser Ehe stammt die Stiefschwester (*1871 ?)
1875: William G. Kerckhoff geht als 19jähriger in den Westen der USA auf „Wanderschaft“ (u.a. als Knecht auf einer Farm).
1876: Fortsetzung der „Wanderschaft“ – jetzt in den Osten der USA nach New York. Von dort aus Besuch der Weltausstellung in Philadelphia mit Vater und seinen 2 Schwestern.
1877/78: William G. Kerckhoff erkundet in Californien alle möglichen Lebens- und Geschäftsbedingungen für einen Neuanfang für die ganze Familie.
1879 Verkauf des Anwesens in Terre Haute, Indiana, und Übersiedlung der Familie Kerckhoff nach Los Angeles (damals ca. 10.000 Einwohner, kein Strom, kein Telefon).
13. Nov. 1881: Heirat von William G. Kerckhoff und Louise Eshman (*17.03.1859) in Terre Haute – die Familien Kerckhoff und Eshman waren seit vielen Jahren befreundet.
1879: Unternehmerischer Einstieg von William G. Kerckhoff in den Bauholz-Großhandel (3/4-Mehrheit an einer Aktiengesellschaft). Rasche Expansion durch Gründung mehrerer Zweigstellen/ Sägemühlen/Sägewerke.
Weitere Expansion in seetüchtige Frachtschiffe, um das Holz an die Bestimmungsorte transportieren zu können. Bau eigener Schiffe. Die PASADENA war das erste US-amerikanische Handelsschiff, das mit Öl betrieben wurde.
1883-1887: Los Angeles wuchs kräftig durch Zuwanderer und Verkehr. Ein großer Hafen wurde benötigt. Die Eisenbahngesellschaft und Geschäftsleute aus Los Angeles stritten um den geeigneten Standort. William G. Kerckhoff setzte sich in Verhandlungen mit der Regierung in Washington für den von den Einwohnern favorisierten Standort San Pedro durch („Heftigste Schlacht in der politischen Geschichte Californiens“).
1889/90: Idee W.G. Kerckhoff zur Nutzung der natürlichen Wasserkraft zur Erzeugung von Elektrizität. Probebetrieb eines kleinen Kraftwerks: das zur Stromerzeugung genutzte Wasser kam anschließend seiner vorherigen Bestimmung, der Bewässerung, wieder zugute.
1891: Auftrag an Anwalt Henry W. O’Melveny, die rechtlichen Voraussetzungen für eine Großanlage zu schaffen, die Los Angeles und die ganze Region bis nach San Francisco mit Elektrizität zu versorgen.
1897: Einweihung des ersten Großkraftwerks am San Gabriel River
1901: William G. Kerckhoff kauft die SIERRA POWER COMPANY, die KERN POWER COMPANY und die MENTONE POWER COMPANY
1902: Fusion zur PACIFIC LIGHT & POWER COMPANY anschl. Übernahme der bankrotten Gesellschaft FRESNO ELECTRIC LIGHT CO. Jetzt: SAN JOAQUIN POWER COMPANY
1905: Umwandlung in einen noch größeren Verbund: SAN JOAQUIN LIGHT & POWER CORPORATION
Einstieg William G. Kerckhoff in das Erdgas-Geschäft. Aus mehreren Übernahmen entstand die SOUTHERN CALIFORNIA GAS COMPANY mit einem Pipelines-Netz von mehr als 1000 Meilen zur Versorgung von Los Angeles und ganz Südcaliforniens.
1925: Verkauf seiner Anteile aus dem Elektrizitäts-Geschäft
1927: Verkauf seiner Anteile aus dem Erdgas-Geschäft
Zusammenfassung der unternehmerischen Tätigkeit
In der Zeit zwischen 1894 und 1910 gab es insgesamt 14 Neugründungen/Übernahmen und Kooperationen/Vergrößerungen/Umwandlungen sämtlich im US-Staat Californien gelegen. Das Grundkapital seiner Gesellschaften addierte sich auf 71,3 Mio US $ und die Aktien Ausgaben auf 32,3 Mio US $.
Seinen Alterswohnsitz nahm sich das Ehepaar Kerckhoff in San Antonio Cañon am Mount San Antonio.
22. Febr. 1929: William George Kerckhoff stirbt in Los Angeles
Der US-Staat Californien ehrte William G. Kerckhoff für seine Verdienste bleibend:
Ein prominentes Bergmassiv in der Sierra Nevada wurde nach ihm benannt:
Der KERCKHOFF DOME
Kuraufenthalte der Eheleute William G. und Louise Kerckhoff in Bad Nauheim
09. Juni bis 11. Juli 1924
23. Juni bis 30. Juni 1925
23. Juni bis 30. Juni 1926
01. Juni bis 08. Juli 1927
13. Sept. bis 16. Okt. 1928
Hotel während der Kuraufenthalte: Jeschke’s Grand Hotel
Behandelnder Arzt: Prof. Dr. med. rer. nat. h. c. Franz Maximilian Groedel
Quellenangabe
Sämtliche Ausführungen wurden aus dem Buch
Das William G. Kerckhoff-Institut Bad Nauheim
Seine Stifter und seine Baugeschichte
von Britta Spranger – ISBN 3-88443-178-1 entnommen
Zusammengestellt von Volker Remmele (Januar 2021)
Chronologie Bau Institutsgebäude
Bauherr: William G. Kerckhoff-Stiftung, Bad Nauheim lt. Baugesuch
Frühjahr 1929: Vorentwürfe des Architekten August Metzger (*1883 +1951), Leiter des Hessischen Hochbauamtes Friedberg/Bad Nauheim. Metzger war auch Architekt u. a. des Medizinisch-Balneologischen Instituts der Universität Gießen im Sprudelhof Bad Nauheim
Herbst 1929: Offizielle Beauftragung des Architekten August Metzger zur Planung eines Institutsgebäudes
9. November 1929: Genehmigung der Planung durch das Kuratorium der Stiftung
18. Dezember 1929 : Einreichung des offiziellen Baugesuches
Dezember 1929: Beginn der Erdarbeiten; Bau einer ca. 150 m langen Stützmauer zur Usa und Bau einer Brücke über die Usa
8. Februar 1930: Erteilung der Baubewilligung
25. März 1930: Beginn des Bauvorhabens als Stahlskelett-Konstruktion
September 1930: Beginn des Innenausbaus
April 1931: Inbetriebnahme des Institutsgebäudes
April 1931: Prof. Dr. F. M. Groedel und Prof. Dr. Bruno Kisch organisieren den I. Internationalen Kongress für Kardiologie im Hörsaal des Instituts
17. Oktober 1931: Offizielle Einweihung des William G. Kerckhoff-Instituts in Anwesenheit der Stifterin Louise Kerckhoff
Weiterhin anwesend:
- Staatspräsident des Volksstaates Hessen Dr. h.c. Bernhard Adelung
- Bürgermeister der Stadt Bad Nauheim Dr. jur. Karl Ahl
- Rektor der Universität Gießen Prof. Dr. Dr. Vanselow
- Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Gießen Prof. Dr. Feulgen
- Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Frankfurt Prof. Dr. Loos
- Sanitätsrat Dr. med. Hahn (Vors. Vereinigung der Bad Nauheimer Ärzte)
- Reg.Baurat August Metzger (Architekt)
- Prof. Dr. Franz M. Groedel (Direktor des W. G. Kerckhoff-Instituts)
Biografie Prof. Dr. Groedel
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. h.c. Franz Maximilian Groedel
23. Mai 1881: geboren in Bad Nauheim
12. Oktober 1951: gestorben in New York (USA), Urne mit den sterblichen Überresten wurde am
09. Nov. 1951 im Familiengrab in Bad Nauheim beigesetzt
Akademischer Werdegang
1904: Promotion Universität Leipzig, „Pneumokoken-Endokarditis“
1919: Habilitation Universität Frankfurt a. M., „Röntgenologische Symptomatologie des Ulcus Duodeni“
1925/26: Ernennung zum a. o. Professor an der Universität Frankfurt a. M.
1951: Verleihung der Ehrendoktorwürde Dr. rer. nat. h.c.der Universität Frankfurt a. M.
Beruflicher Werdegang
ab 1904: Arzt in der Praxis des Vaters, Dr. med. Isidor Groedel, Terrassenstraße 4, Bad Nauheim. 1908 entstand auf dem Nachbargrundstück Terrassenstraße 2 das Sanatorium Groedel.
1909 – 1921: Schwerpunkt seiner ärztlichen Tätigkeit im Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt a.M. Dort Aufbau einer eigenständigen Röntgen-Abteilung. Die Tätigkeit in der Praxis des Vaters wurde beibehalten.
ab 1921: Führung des Sanatoriums Groedel und der Arztpraxis nach dem Tod des Vaters und des älteren Bruders.
ab April 1931: Leitender Direktor auf Lebenszeit des William G. Kerckhoff-Instituts in Bad Nauheim
1. Oktober 1931: Emigration in die USA. Seit dieser Zeit übte Prof. Dr. med. F. M. Groedel seine Direktoratsverpflichtung von New York aus aus.
Beruflich fasste Prof. Dr. Groedel auf Zuspruch des seit dem 03.03.1933 amtierenden amerikanischen Präsidenten F. D. Roosevelt (Jugendfreund Groedels aus Kuraufenthalten der Familie Roosevelt in Bad Nauheim) im Bade- und Kurort Saratoga Springs/N.Y. Fuß. Im dortigen Lincoln Bath (Badekuren zur Herztherapie in kohlensäurehaltigem Wasser) verstärkte er das Ärzteteam.
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